Das Wetter hat gestern leider zu wünschen übrig gelassen und so sind alle meine Tagespläne im Sand versickert. Bei einem Tropenregen ist es auch unmöglich, die Tauchausrüstung auch nur annähernd zu trocknen, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als mein Zimmer mit einem 6 Wochen alten, durchgeschwitzten Neoprenanzug und der Klimaanlage im Zimmer zu trocknen. Der Geruch erinnerte mich stark an die alten Eishockeykabinen am Ende der Saison. Den Tag verbrachte ich dann lesend auf meinem Balkon und Billard spielend in der Poolbar. Sogar ein erster Sprung in den Pool, und das nach vier Wochen, war an diesem regnerischen Tag noch möglich.
Heute hatten sich die Regenwolken zum Glück verzogen und ich konnte meinen letzten Tag auf der Insel mit einem gemieteten Motorrad geniessen. Schon vor neun Uhr war ich Richtung Zentrum aufgebrochen, für ganze acht Franken hatte ich mir für heute ein Motorrad gemietet. Die Bürokratie schien heute etwas grösser zu sein. Neben der mündlichen Mitteilung meines Vornamens musste ich heute sogar sagen, in welchem Hotel ich wohne. Das reichte dann für die Fahrgenehmigung. Mit einem fast schon luxuriösen Gefährt und einem antiquierten Helm machte ich mich auf, die Insel zu erkunden. Die ersten sechs Kilometer, bis zur „Nationalsttrasse“, liessen aufgrund der Strassenverhältnisse nur eine Geschwindigkeit von max. 20Kmh zu. An der Hauptstrasse angekommen, konnte ich die Geschwindigkeit auf gerader Strecke fast verdoppeln, wenn nicht gerade einer der tausenden Verkaufsstände am Straßenrand den Weg versperrte.
Ich besuchte einen wunderschönen Markt, der eine Fortschrittliche Aufteilung von Fleisch, Fisch und Gemüse aufwies und sogar am Eingang die Preise der einzelnen Produkte angeschrieben hatte.
Nach ca. einer Stunde gönnte ich meinem Hintern, der von dem Kunststoff-Sattel schon durchgescheuert war, eine Pause und legt einen Boxenstop bei „Ginas Hillstop“ ein. Neben meinem Wasser durfte ich auch von ihrem selbst gemachten Saft aus einer Art tropischen Kürbis, Das nach dem verkochen an der Sonne eingetrocknet und anschliessend ausgepresst wurde, versuchen. Dieses Gebräu soll jedenfalls den Blutzucker senken und verspricht ein langes Leben, dass Sie mir anhand Ihrer 90 jährigen Mutter auch gleich bewies. Wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen, dass ich auf dem Rückweg für ein Essen wieder vorbeikommen werde.
Frisch gestärkt und mit besten Blutwerten fuhr ich weiter zu den Tamaraw-Wasserfällen, einer Touristenattraktion der Insel. Eingebettet in einen üppigen Dschungel stürzt das Wasser wie überall auf den Philippinen über die Felsen.
Mit einer Cola Light und der Hand auf einem Stein sitzend genoss ich die durch den Wassernebel angenehm kühle und angenehme Luft, bevor ich mich wieder auf den Weg zur Küste und zurück zu „Ginas Hillstop“ aufbrach. An meinem letzten Tag liess ich noch einmal alle Eindrücke des Urwaldes und die einzigartigen Blicke auf das Meer auf mich wirken.
Wie versprochen kehrte ich etwas verspätet zum Mittagessen bei Gina ein, bestellte mir einen „Pancit Kanton“ und durfte ihr bei der Zubereitung über die Schulter schauen. Gina, die eigentlich Roevilla heisst, erklärte mir jeden Schritt der Zubereitung genau, was für mich sehr lehrreich war. Bis auf die Erklärung, welches Fleisch sie verwendet, auf die ich gerne verzichtet hätte, fand ich alle Zutaten sehr lecker. Jedenfalls stand kurze Zeit später ein fertiges Menü vor mir auf dem Tisch, das bis auf die Hühnerleber vorzüglich schmeckte.
Mit einem Selfie und dem Versprechen, es ihr auch per Messenger zu schicken, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg. Dieser unterbrach ich nur noch für einen Cappuccino bei einem Italiener, den ich bei meinem letzten Ausflug gefunden hatte.
Nachdem ich das Motorrad abgegeben hatte, machte ich mich an die Abreisevorbereitungen, bezahlte die restlichen Tauchgänge und packte meine sieben Sachen, damit ich meinen letzten Abend noch in vollen Zügen geniessen kann.